StaTtblatt*-Beitrag der Gemeinderatsfraktion von Christoph Rothfuß und Marilena Geugjes – Ausgabe vom 15.05.2024 //
Die “autofreundliche Stadt” war das Leitbild für den Städtebau der 1960er Jahre. Das ist auch in Heidelberg an vielen Ecken noch zu sehen und zu spüren. Mittlerweile sind sich Städtebauer*innen weltweit zum Glück einig: Städte sollte man für Menschen bauen, nicht für Autos.
Immer mehr Städte werden deshalb fahrradfreundlich. Das ist nicht nur gut für das Klima, sondern auch für die Gesundheit der Radler*innen und sorgt für mehr Aufenthaltsqualität in der Stadt: Radverkehr benötigt weniger Straßenraum als Autos, und weniger Straßenraum bedeutet mehr Platz für Fußgänger*innen, zum Flanieren, zum Spielen und zum Aufhalten.
Auch bei uns in Heidelberg muss der Radverkehr die schnellste und sicherste Verkehrsform werden. Damit die Heidelberger*innen freiwillig und gerne aufs Rad (um-)steigen. Um die Verkehrswende voranzubringen, eignet sich die Förderung des Radverkehrs besonders gut – denn die Maßnahmen sind in der Regel kostengünstig und schnell umzusetzen und schonen daher den Haushalt.
Deshalb sind wir froh, dass sich durch unser Zutun doch einiges im Bereich Radverkehr getan hat. In der Schießtorstraße und weiter in der Friedrich-Ebert-Anlage bis zum Ebertplatz wurde nun mehr Platz für Zufußgehende und Radfahrende geschaffen. Die Möglichkeit des Gehwegparkens in beiden Straßen wurde unterbunden, sodass der Gehweg nun vollständig zum Beispiel auch für mobilitätseingeschränkte Personen zur Verfügung steht. Für Radfahrende ist nun ein schnelles und sicheres Vorankommen in der Verbindung Altstadt in Richtung Weststadt / Bergheim / Hauptbahnhof möglich. Positiv sind auch die Fahrrad-Piktogramme, die im Bereich der Altstadt auf der B37 aufgetragen wurden. Sie erhöhen die Achtsamkeit von Autofahrenden gegenüber Radfahrenden und tragen zu mehr Akzeptanz und Verkehrssicherheit bei. Auch in der Vangerowstraße wird bald mehr Platz für den Radverkehr geschaffen, denn diese Straße wird zu einer Fahrradstraße umgewandelt. Somit können Radfahrende dort nebeneinander fahren und genießen Vorrang.
Trotzdem gibt es noch viel zu tun, bis der Radverkehr in Heidelberg flüssig läuft und vor allem, bis sich Fahrradfahrende überall sicher fühlen können. Haben Sie beispielsweise schon einmal versucht, mit dem Rad von der Friedrich-Ebert-Anlage links in die Gaisbergstraße abzubiegen? Ein Weg, den zahlreiche Schüler*innen des Hölderlin-Gymnasiums täglich auf sich nehmen müssen, der aber faktisch gar nicht existiert. Ebenso ist es unmöglich, legal von der Poststraße in die Plöck zu kommen, obwohl dies eine stark befahrene Achse ist.
Uns ist bewusst, dass die Eingliederung von Radwegen in eine bestehende, autofreundliche Verkehrsinfrastruktur nicht immer leicht ist. Doch das sind keine Probleme, die Heidelberg als erste und einzige Stadt hat. Wir müssen das Rad im wahrsten Sinne des Wortes nicht neu erfinden. Hier lohnt es sich, mit Expert*innen und Planer*innen zusammenzuarbeiten, die solche Hindernisse in ihren Städten schon überwunden haben. Hier lohnt es sich in Länder wie den Niederlanden oder Dänemark zu schauen, wo der Radverkehr bereits vielerorts priorisiert ist. Darum freuen wir uns, dass die Radstrategie 2030 aktuell mit einem Planer*innen-Team aus den Niederlanden ausgearbeitet wird und mittelfristig in ganz Heidelberg ein sicheres und schnelles Radwegenetz entstehen wird. Wir sagen: Daumen hoch und weiter so!
*StaTtblatt statt Stadtblatt: Das offizielle Stadtblatt der Stadt Heidelberg erscheint aufgrund der Karenzzeit vor der Kommunalwahl derzeit ohne die Stimmen aus dem Gemeinderat, wo sich sonst die Grünen-Gemeinderatsfraktion jeden Mittwoch zu kommunalen Themen äußert. Da die grüne Fraktion aber natürlich weiter aktiv ist und es genug zu berichten gibt, veröffentlichen wir jeden Mittwoch unseren „Stattblatt“-Beitrag sowohl hier auf unserer Homepage als auch über Facebook, Twitter und Instagram.
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