Stadtblatt-Beitrag der Gemeinderatsfraktion von Nicolá Lutzmann – Ausgabe vom 27.09.2023 //
Auch wir Stadträt*innen erfahren immer wieder Neues aus der Stadtgesellschaft. So wurden wir kurzfristig gebeten, für den Oberbürgermeister das Grußwort beim 60-jährigen Jubiläum der Partnerschaft zwischen dem Gehörlosen-Verein “Alt Heidelberg” und der Partnergruppe aus Montpellier zu übernehmen. Sechzig (!) Jahre Partnerschaft von Gehörlosen, also nur zwei Jahre nach dem offiziellen Beginn der Partnerschaft zwischen den beiden Städten? Beeindruckend! Das können nicht viele Gruppen in Heidelberg aufweisen. Nur wenige meiner Gemeinderatskolleg*innen hatten davon schon gehört.
Nach guter Vorbereitung aus dem Büro “Internationale Beziehungen” der Stadtverwaltung kam ich an einem Samstagmorgen ins Heinz-Micol-Zentrum in der Märzgasse, dem Sitz verschiedener Gehörlosenvereine Heidelbergs. Dieser historische Raum war aber nicht, wie ich erwartet hatte, mit einer kleinen Gruppe, sondern mit mehr als fünfzig Menschen gefüllt. Nicht nur die Gehörlosen aus Montpellier und deren Heidelberger Austauschpartner*innen, sondern auch aus Bautzen und sogar Kumamoto waren für diese Begegnung angereist. Herzlich war der Empfang, auch wenn die Verständigung etwas schwierig war. Konnte ich mich noch mit einem deutlichen Mundbild mit vielen Deutschen unterhalten, fiel es schwerer, sich lautsprachlich in einer Fremdsprache zu unterhalten. Hier halfen mir Mimik und Hände. Auch die Hilfsbereitschaft der anwesenden Gebärdendolmetscherin hat die Kommunikation erleichtert. Da auch die Gebärdensprachen von Land zu Land deutliche Unterschiede aufweisen, wurde mein Grußwort der Stadt an diese tolle Begegnung der vier Partnerstädte sowohl ins Französische als auch ins Japanische übersetzt. Und zwar von Ehrenamtlichen, die die Austausche schon lange begleiten. Besonders beeindruckend waren zwei Personen, die schon vor 60 Jahren die erste Begegnung mit organisiert haben.
Es ist immer wieder schön zu erfahren, wie lebendig der Austausch zwischen unseren Partnerstädten auch außerhalb der offiziellen Aktivitäten ist – erst recht, wenn dabei Gruppen mitmachen, die sich leider viel zu oft unter dem Radar der Öffentlichkeit befinden. Die Idee der Bautzener Delegation eines “Bautzen-Hauses” in Heidelberg werde ich weiterverfolgen und würde mich freuen, den geplanten Besuch der Gehörlosen in Bautzen begleiten zu dürfen. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir mehr über Austausche zwischen Gruppen unserer Partnerstädte erfahren, sie sind eine Bereicherung für unsere Stadt.
Foto: Sabine Arndt
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