Stadtblatt-Beitrag von Marilena Geugjes – Ausgabe vom 16.09.2020 //
Wir haben den ersten Corona-Sommer hinter uns gebracht. Und hoffentlich auch den letzten – wollen wir mal optimistisch sein. Diese nie dagewesene Situation hat Einiges in unserer Stadtgesellschaft hervorgebracht, was auch in nicht-pandemischen Zeiten gerne erhalten bleiben könnte. Das Allerwichtigste ist sicherlich, dass wir als Gesellschaft verstanden haben, wie wichtig systemrelevante Berufe für unser tägliches Leben und unsere Gesundheit sind. Und dass Menschen in genau diesen systemrelevanten Berufen am prekärsten beschäftigt sind. Das muss sich ändern. Wenn auch ein schönes Zeichen – Applaus von den Balkonen zahlt keine Miete. Auch das Maß an Solidarität und Zusammenhalt unter den Heidelberger*innen darf gerne bleiben. Einkaufsservices für Menschen der Risikogruppe, Nachbarschaftshilfen, respektvolles Abstandhalten und Maskentragen in der Öffentlichkeit, um andere zu schützen – die Pandemie betrifft uns alle und durchkommen können wir nur zusammen.
Der Lockdown hat auch gezeigt, welche Privilegien wir bis dahin für selbstverständlich hielten: Konzerte besuchen, ins Kino gehen, im Restaurant oder Café sitzen. Das alles hat nun gefehlt. Und noch härter hat es die Menschen getroffen, die solche Einrichtungen betreiben. Die finanziellen Hilfen von Land und Bund haben den meisten gut geholfen, doch auch geholfen hat sicherlich die Unterstützung der Heidelberger*innen. Viele haben Gutscheine gekauft, um ihren Lieblingsläden über die Zeit ohne Umsatz hinweg zu helfen und haben darauf geachtet, lokal und regional zu kaufen. Die Stadtverwaltung hat auch Vieles getan, um unbürokratisch und niederschwellig Hilfe zu leisten. So darf zum Beispiel die Gastronomie öffentlichen Raum nutzen, um Außenbewirtschaftung mit ausreichend Abstand anzubieten. Das ermöglicht den Gastronom*innen mehr Umsatz und den Heidelberger*innen mehr Aufenthaltsqualität in den Straßen – ein bisschen sah das schon fast aus wie in Italien. Diese Win-Win-Situation würden wir Grüne gerne bis Ende 2021 verlängern.
Und ein weiteres grünes Thema hatte in den letzten Monaten Hochsaison: Naherholungsflächen. Gerade in einer großen Stadt wie Heidelberg, in der nicht jede*r einen Garten zur Verfügung hat, waren Rückzugsorte in der Natur während des Lockdowns extrem wichtig. Der Stadtwald, das Neckarufer, aber auch schon kleine Grünanlagen in den Stadtteilen wurden von den Heidelberger*innen erobert. Dabei wurde es manchmal ganz schön eng. Und nicht nur Corona zeigt uns, dass wir dringend mehr Grün in die Städte holen, mehr nicht-kommerzielle Aufenthaltsflächen schaffen und mehr Rückzugsorte im Freien gestalten müssen – auch die zunehmend heißen Sommer verlangen das.
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