Stadtblatt-Beitrag von Nadjeschda Boller und Beate Deckwart-Boller – Ausgabe vom 17.07.2019 //
Als meine Mutter Beate Deckwart-Boller 2009 in den Gemeinderat gewählt wurde, war ich zehn Jahre alt. Für mich war das damals ein eher unspektakuläres Ereignis. In erster Linie bekam ich davon mit, dass sie abends öfter weg war als früher und dass unsere Post sich ungefähr verdreifachte. Aber je älter ich wurde, umso mehr begann ich mich dafür zu interessieren, was meine Mutter da so machte. Es gefiel mir, mit zu Veranstaltungen zu gehen und über die Geschehnisse in Heidelberg immer auf dem Laufenden zu sein. Ob ich wissen wollte, was die Baustellen in der Stadt zu bedeuten haben oder wann meine Schule renoviert wurde, ich musste nur zuhause fragen. Ich fand es schön, beim Wahlkampf mit am Stand der Grünen zu stehen und Kulis und vegetarische Gummibärchen zu verteilen. Und auch die abendliche Abwesenheit meiner Mutter begann ich, je älter ich wurde, immer mehr zu schätzen.
Irgendwann langweilten mich die Gespräche über Politik am Esstisch auch nicht mehr, ich begann sie zu genießen und mich daran zu beteiligen. Ich habe mitbekommen, dass die Arbeit im Gemeinderat nicht immer nur Spaß macht, sondern auch anstrengend und teilweise wohl auch frustrierend sein kann. Gleichzeitig aber auch, wie schön es ist, seine Erfolge umgesetzt gesehen zu bekommen. Und auch wenn es Höhen und Tiefen gab, finde ich doch, dass meine Mutter mit Stolz auf ihre Zeit im Gemeinderat zurückschauen kann, denn ich weiß, dass sie immer ihr Bestes gegeben hat. Diese Zeit hat nicht nur sie, sondern auch mich geprägt. Ab Oktober werde ich Politikwissenschaft studieren. Ich weiß nicht, ob ich das auch tun würde, wenn ich durch die Arbeit meiner Mutter nicht gelernt hätte, wie wichtig politische Partizipation und ein Verständnis für politische Vorgänge sind. Nach langer Überlegung hat meine Mutter entschieden, sich dieses Jahr nicht für den Gemeinderat aufstellen zu lassen. Das finde ich zwar sehr schade, kann es aber auch verstehen, da ich miterlebt habe, wie zeitaufwendig und auch stressig dieses Amt sein kann. Außerdem ist es sicher auch schön, die neuen Zeitreserven in den Beruf, neue Projekte und in die Familie investieren zu können.
Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis meiner Mutter: Wir möchten Sie bitten, am Sonntag am Bürgerentscheid teilzunehmen und mit „Ja“ zu stimmen. Einen zukunftsfähigen Betriebshof kann es weder am Ochsenkopf noch am alten Standort geben. Jetzt gilt es, größer zu denken mit einem Betriebshof, der auch in zehn Jahren und später den Ansprüchen eines modernen ÖPNV gerecht wird.
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