Stadtblatt-Beitrag von Dr. Luitgard Nipp-Stolzenburg – Ausgabe vom 03.04.2019 //
Vergangene Woche tagte in Heidelberg zum ersten Mal der neu eingerichtete Gestaltungsbeirat. Die grüne Fraktion hatte ein solches Gremium 2016 erfolgreich beantragt und wir waren gespannt auf den ersten Einsatz. Der Gestaltungsbeirat begutachtet Bauvorhaben von städtebaulicher Bedeutung „im Hinblick auf ihre städtebauliche, architektonische und landschaftsplanerische Qualität unter Berücksichtigung des Stadt- und Landschaftsbildes und der Denkmalpflege“ (Zitat aus der Satzung). Er berät auf Grund seiner Begutachtung die Bauherr*innen und die Verwaltung und kann so zur Belebung der Baukultur und zur Unterstützung der Denkmalpflege in der Stadt beitragen. Die Beirät*innen sind renommierte Fachleute auf ihrem Gebiet.
Am Mittwoch standen sechs Bauvorhaben auf dem Programm: ein Gesundheitszentrum und ein Wellness- und Fitnesspark in der Eppelheimer Straße, zwei Mehrfamilienwohnhäuser in Handschuhsheim und Neuenheim, ein Altenpflegezentrum in Neuenheim und das geplante Herzzentrum der Universität im Neuenheimer Feld. Als Mitglied des Bauauschusses konnte ich die Beirät*innen bei der Begehung vor Ort begleiten. Sie hatten sich anhand von Plänen der Bauvorhaben vorbereitet und es war interessant zu verfolgen, welche Fragen sie vor Ort diskutierten.
In der öffentlichen Sitzung wurden diese Fragen mit den Bauherr*innen und deren Architekt*innen besprochen. Es ging um Fassadengestaltungen und deren Materialität, um Staffelgeschosse und Eingangssituationen, um Massivität von Baukörpern, um Einfügung in die Umgebung, um den Erhalt vorhandener Bäume und um die weitere Bepflanzung der Grundstücke über geplanten Tiefgaragen. Architekt*innen, Stadtplaner*innen und Landschaftsarchitekt*innen in der Gruppe ergänzten sich hervorragend. Interessant zu beobachten war die Reaktion der Bauherr*innen und ihrer Architekt*innen. Die Mehrzahl war offen und sagte zu, die Hinweise und Verbesserungsvorschläge zu prüfen und ihre Pläne zu überarbeiten. Andere waren von der Kritik erstaunt und hatten vor allem wirtschaftliche Einwände. Die Verwaltung wird weiterhin Gespräche mit ihnen führen.
Ich freue mich, dass über diesen Beirat die Bewusstseinsbildung für Baukultur verstärkt wird. Die Stadt wird über Architektur geprägt. Frühere Generationen haben uns eine Stadt hinterlassen, um die uns die Welt beneidet. Wir haben jetzt die Pflicht, die Schönheit dieser Stadt zu erhalten. Und wir haben die Pflicht, Neubauten auf einem Niveau zu erstellen, über das sich auch noch künftige Generationen freuen werden.
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