Stadtblatt-Beitrag von Beate Deckwart-Boller – Ausgabe vom 10.10.2018
In Heidelberg ist allerhand los, überall wird geplant, gebaut, umgestaltet – unsere Stadt wächst. Uns liegen im Gemeinderat so viele Baumaßnahmen zur Abstimmung vor, dass fast schon die Gefahr besteht wir könnten irgendwann den Überblick verlieren. Aber wir passen auf, dass dies nicht geschieht, denn eine dynamische Stadt soll doch eine Bereicherung sein. Allerdings bleiben – während in der Stadtverwaltung fleißig an den verschiedenen Großprojekten gebaut wird – kleine Initiativen, die mitten aus der Bevölkerung kommen, leider oft auf der Strecke. Zwei Beispiele dazu finden sich auf der Tagesordnung der aktuellen Bezirksbeiratssitzungen in Neuenheim und Rohrbach.
In Neuenheim geht es um einen Trinkwasserbrunnen auf dem Neuenheimer Markt. Der wäre schön, dürfte allerdings das Marktgeschehen nicht stören, es müsste eine Baustelle errichtet werden, er muss vandalismussicher sein usw. Aus der Mitte des Bezirksbeirates kam daraufhin der Vorschlag, einen einfachen Wasserhahn in der Nähe des Sandkastens zu installieren, dort könnten Flaschen und Becher ganz einfach gefüllt werden. Aber einfache und unbürokratische Lösungen wurden in der Machbarkeitsstudie gar nicht berücksichtigt, also wurde der Vorschlag abgelehnt.
So ähnlich verhält es sich mit der Grünanlage an der Christian-Bitter-Straße in Rohrbach. Auf Initiative eines Rohrbachers kam der Antrag in den Bezirksbeirat, man möge diese Fläche in Käthchen-Förster-Park umbenennen. Zugegeben, Käthchen Förster, die Freundin Joseph von Eichendorffs, ist jetzt nicht allen Menschen in Heidelberg ein Begriff. Und es gibt einen kleinen Weg, der nach ihr benannt ist, gesäumt von immerhin 13 Garagen. Aber da der Park bis jetzt namenlos ist und Käthchen-Förster zweifellos zu Rohrbach gehört, ist das keine schlechte Idee. Auch da wird in der Vorlage ausführlich dargestellt, warum die Benennung dieser bis jetzt unbenannten Grünfläche in Käthchen-Förster-Park unmöglich ist. Man müsste die Stadtpläne verändern, es bestünde Verwechslungsgefahr mit der Garagengasse usw. Und das in einer Stadt, in der momentan fast wöchentlich neue Häuser, neue Straßen, gar neue Stadtviertel entstehen.
Offiziell wird Bürgerbeteiligung in Heidelberg großgeschrieben. Aber nur, wenn sie vom Rathaus gesteuert wird und man damit deutschlandweit Preise gewinnen will. Kleine Initiativen hingegen werden oft mit der Keule bürokratischer Verhinderungsargumente abgewehrt. Eine Ermöglichungskultur, wie wir sie uns wünschen, sieht anders aus.
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