Stattblatt von Stadtrat Frank Wetzel vom 05.09.2018
Anlässlich unserer Sommertour haben wir von der Grünen Gemeinderatsfraktion zu einer geführten Radtour durch das Handschuhsheimer Feld eingeladen. Neben der Besichtigung zweier Gärtnerbetriebe stand auch der Besuch des Erzeugergroßmarktes auf dem Programm. Die Vielfalt des Handschuhsheimer Feldes entsteht durch das Zusammenwirken von Erwerbs-und Freizeitgärtner*innen. Die einzelnen Flächen der Erwerbsgärtnereien sind mit einer Kultur bestellt, reihenweise angeordnet und werden -je nach Kultur- in einem Arbeitsgang abgeerntet. Es folgt eine der Kultur entsprechende Bodenbearbeitung, meist eine Überprüfung der vorhandenen Nährstoffe, die erforderliche Düngung und die zeitnahe Bestellung der Folgekultur.
Im Handschuhsheimer Feld wurden bis vor ein paar Jahren etwa 20 großflächige Kulturen angebaut. Da der Absatz über den Großmarkt aus verschiedenen Gründen nicht mehr im bisherigen Umfang möglich war und die Konsumenten auch eine größere Produktvielfalt erwarten, fand in den letzten Jahren ein Strukturwandel statt. Die Anzahl der Betriebe nahm leicht ab, die bewirtschaftete Fläche blieb konstant, die Vermarktungsformen verbreiterten sich und die Kulturen wurden zahlreicher. Neben den Betrieben, die ihre Ernte nach wie vor an den Obst- und Gemüse-Großmarkt abliefern, entstanden Hofläden mit Direktverkauf im Feld, andere Betriebe betreiben Marktstände auf den Wochenmärkten in der Stadt. Ein Betrieb beliefert täglich verzehrfertig aufbereitetes Gemüse an Großabnehmer direkt in Heidelberg. Hinzu kamen arbeitsintensive Beerenobstkulturen wie Heidelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren und sogar Kiwi. Auch Baumobstarten, wie Süß- und Sauerkirschen, Renekloden und Feigen werden z.T. unter Hochfolie angebaut. Neue Gemüsekulturen, wie Grünspargel, Kürbis, Melone, Süßkartoffel, Artischocke, Aubergine, Paprika, Kartoffel und Tomate in vielen Varianten sorgen für eine noch größere Produktpalette im Feld. Diese können Sie in den Feldern bestaunen und z.T. in den Hofläden und an den Marktständen kaufen.
Es ist diese Verbindung zwischen großem gärtnerischen Können und dem Erhalt des kleinteiligen Anbaus, der die Vielfalt im Feld und die Qualität der Ernte sichert. Dazu gehört die Kultur unter Hochfolie. Auch wenn diese Folien aus Kunststoff mit allen damit verbundenen ökologischen Schwierigkeiten bestehen und nicht besonders schön anzusehen sind, ermöglichen sie erst den Anbau der wertvollen Kulturen, da sie mannigfaltige positive Eigenschaften mitbringen. Sie sind unempfindlich, leicht aufbaubar und mobil versetzbar, sie sind lange haltbar (bis zu zehn Jahre) und sie erleichtern die Temperaturführung, außerdem sind sie günstig, was wiederum den Preis für die Erzeugnisse positiv beeinflusst. Da die Bewässerung genau dosiert werden kann, kommt es zu keiner Ausschwemmung von Nährstoffen. Das Abdecken der Fläche zwischen den Kulturen erübrigt den Einsatz von Herbiziden. Beim Einsatz von Tropfschläuchen bleiben die Blätter und die Früchte trocken, somit sind keine Pflanzenschutzmittel gegen pflanzenschädliche Pilze nötig. Dies ist vor allen Dingen wichtig für die Kultur von Tomaten! Der gezielte Einsatz von Nützlingen, zur Bekämpfung von Schädlingen oder zur Bestäubung der Blüten, ist in diesen Folienhäusern sehr effektiv und wird flächendeckend durchgeführt. Die Erhöhung der Temperatur geschieht ohne Einsatz von Heizungen allein durch die Sonne. Das alles macht die Foliengewächshäuser zwar nicht schöner – aber sie sind dadurch ideale Produktionsstätten von Obst und Gemüse in Heidelberg. Das bedeutet kurze Wege und frische Qualität. Nur wenn die Erwerbsgärtner*innen weiterhin im Handschuhsheimer Feld genug Fläche zur Verfügung haben, können sie auch künftig das Feld bewirtschaften. Sehen Sie diesen Artikel hier als Einladung das Handschuhsheimer Feld zu besuchen. Nehmen Sie gerne Kontakt auf mit den Gärtnereien vor Ort. Oder, wenn Sie an einem geführten Besuch interessiert sind, sehr gerne mit mir.
Stattblatt statt Stadtblatt: Das offizielle Stadtblatt der Stadt Heidelberg macht in den Sommerferien eine Pause und damit auch die „Stimmen aus dem Gemeinderat“, wo sich die Grüne Gemeinderatsfraktion jeden Mittwoch zu kommunalen Themen äußert. Da die Grüne Fraktion aber auch im Sommer aktiv ist und es auch jetzt genug zu berichten gibt, veröffentlichen wir jeden Mittwoch unseren Stattblatt-Beitrag hier auf unserer Homepage als auch über Facebook und Twitter.
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