Stadtblatt-Beitrag von Frank Wetzel – Ausgabe vom 22.08.2018
Die Trockenheit und die Hitze der letzten Wochen zeigen es ganz deutlich: der Klimawandel ist nun auch in Heidelberg angekommen. Gefährlich für Ältere, Kranke und Kleinkinder, belastend für alle anderen Menschen, existenzbedrohend für Pflanzen – für sie ist Wasser eine Überlebensfrage. Öffentliche Grünflächen sind z.T. braun, die schönen Sommerblumen in den Parkanlagen leiden. Dennoch haben wir es hier noch erträglich, da uns die Topographie Fallwinde aus dem Odenwald beschert und der Neckartäler Wind die Nacht abkühlt. Ganz wichtig sind die noch intakten Grünflächen: Handschuhsheimer Feld, die landwirtschaftlich genutzten Flächen in Kirchheim, Pfaffengrund und Wieblingen sowie das noch unangetastete Feld zwischen Rohrbach und Kirchheim. In der dicht bebauten Stadt zählt jedes grüne Blatt. Und hier liegt eine mögliche Lösung. Heidelberg kann die globale Erwärmung nicht aufhalten, aber wir können lokal handeln. Pflanzen verdunsten Wasser und kühlen damit die Umgebung. Die Blätter binden zusätzlich Staub und isolieren gegen Schall. Pflanzen werfen Schatten und verhindern somit das Aufheizen der darunterliegenden Flächen. Bei richtiger Auswahl der Bepflanzung in der Stadt bekommen Insekten und viele andere Tiere Nahrung, Nist- und Schlafplätze. Und – natürlich tragen Pflanzen auch in der Stadt leckere und gesunde Früchte.
Warum haben wir in Heidelberg so wenig begrünte Fassaden? Der Efeu muss nicht an einer verputzten Wand wachsen, er kann ebenso gut und ohne Beschädigung eine Stahlbetonwand begrünen. Zur Blüte im Oktober ist er ein Insekteneldorado. Wie kommen wir zu ausreichender Bepflanzung? Solange die Maxime das maximale Ausnützen des Baufeldes ist, fast gar nicht. Solange die Fassaden nicht für vertikales Grün vorgesehen sind, auch nicht. Und solange nur extensive Dachbegrünung gefordert wird, ebenfalls nicht. Wir brauchen einen Schlüssel, der die nötige Qualität und Quantität an Bepflanzung vorgibt. Zum Stellplatzschlüssel und dem Schlüssel für Kinderspielplätze noch eine weitere Vorgabe? Ja, bitte! Denn so können wir Heidelberg lebenswert erhalten. Mir ist klar, dass Bepflanzung zwischen die Fronten Rentabilität und sozialer Wohnungsbau gerät. Umso wichtiger ist die richtige Definition des Schlüssels für die notwendige Bepflanzung. Das 2015 erstellte Stadtklimagutachten ermöglicht per Simulation, verschiedene Szenarien von Bebauung und Bepflanzung durchzuführen und kann dabei hilfreich sein. Ich möchte den Ansatz weiterverfolgen und freue mich über Anregungen zu diesem Thema.
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