Am 5. Oktober wurde im Gemeinderat – auch mit den Stimmen der SPD – beschlossen, den Konsens zu einer geplanten Gemeinschaftsschule in Leimen / St. Ilgen zu verweigern. Hintergrund ist, dass die Mehrheit im Heidelberger Gemeinderat befürchtet, die neue Schule könne den beiden örtlichen Gemeinschaftsschulen, nämlich der Geschwister-Scholl-Schule in Kirchheim und der Waldparkschule auf dem Boxberg, das Wasser oder besser gesagt die Schüler*innen abgraben.
Die Grüne Fraktionsvorsitzende, Beate Deckwart-Boller, wundert sich: „Dieser Kleingeist und diese Besitzstandswahrung lösen bei uns nur Kopfschütteln aus. Wieso beglückwünscht Heidelberg die Stadt Leimen zu dieser Entscheidung nicht und denkt über mögliche Kooperationen nach? Gemeinschaftsschulen werden sich überall etablieren, weil diese Schulform für viele Kinder eine willkommene Alternative zu Gymnasien und Realschulen darstellt. Es war doch bereits in der Beschlussvorlage von 2012 davon die Rede, dass es eine regionale Schulentwicklung geben soll, um ein flächendeckendes Angebot dieser Schulform sicherzustellen.“
Dabei haben nicht nur die Grünen, sondern auch die SPD diese Schulform von Anfang an unterstützt, weil sie überzeugt davon waren und sind, dass das Lernen in heterogenen Gruppen für alle bereichernd sein kann, wenn die äußeren Rahmenbedingungen stimmen. Trotzdem will die SPD diese Bereicherung nun der Nachbargemeinde vorenthalten.
Der schulpolitische Sprecher der Grünen Fraktion, Oliver Priem, kritisiert: „Die Verwaltung hätte mal die beiden betroffenen Schulleiter*innen fragen sollen, wie kritisch sie diese angebliche Gefahr aus dem Süden sehen. Die beiden Schulen haben sich doch inzwischen erfolgreich etabliert und diese neue Schulform wird von Eltern und Schüler*innen gut angenommen. Wie gut, beweist auch der Deutsche Schulpreis, den die Waldparkschule dieses Jahr als eine der besten Schulen bundesweit erhalten hat. Doch anscheinend traut man in Heidelberg, selbst in den Reihen der SPD, den Akteur*innen vor Ort nicht zu, dass sie sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, das Konzept von Gemeinschaftsschulen erfolgreich umzusetzen und Kindern und Jugendlichen attraktive Lernangebote zu machen.“
Die Grüne Fraktion jedenfalls begrüßt die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule in Leimen / St. Ilgen und hofft, dass sie bald starten kann. Letztendlich entscheidet darüber ohnehin das Regierungspräsidium und nicht die Gemeinderäte der Umlandkommunen. Nichtsdestotrotz sollten Nachbarn in einer Metropolregion partnerschaftlich zusammenarbeiten, anstatt dem Nachbarort das Gute, das sich hier schon längst etabliert hat, zu missgönnen. Das sollten auch die Befürworter*innen der Gemeinschaftsschulen unter den Sozialdemokraten bedenken.
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