Stadtblatt-Beitrag der Gemeinderatsfraktion von Frieda Fiedler – Ausgabe vom 13.11.2024 //
„Seid Menschen! Nichts weiter.“ – Das ist der Appell von Margot Friedländer an uns, ihre Zeitgenossen. Vor zwei Wochen hat die Holocaust-Überlebende zusammen mit dem Verein Zweitzeugen e.V. den Hermann-Maas-Preis erhalten. Die evangelische Kirche in Heidelberg verleiht ihn alle vier Jahre an Personen, die sich auf besondere Weise für den christlich-jüdischen Dialog und die Menschlichkeit einsetzen.
Inzwischen ist Margot Friedländer 103 Jahre alt geworden, eine der wenigen noch lebenden Zeitzeuginnen. Damit die Botschaften und Geschichten der schon verstorbenen Holocaust-Überlebenden nicht aus dem Gedächtnis verschwinden, gibt es den Verein Zweitzeugen, der junge Menschen ermutigt, selbst zu sogenannten Zweitzeug*innen zu werden und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung einzutreten.
Am vergangenen Wochenende haben wir in Heidelberg der Reichspogromnacht vor 86 Jahren gedacht. Während der Gedenkstunde verlasen sechs junge Menschen, teilweise von der jüdischen Gemeinde, die Namen der ermordeten Heidelberger Jüdinnen und Juden. Jeder Name war die Erinnerung an ein Opfer des Nationalsozialismus. Jeder Name steht für eine Bürgerin oder einen Bürger unserer Stadt – mit Familie und Freund*innen. Jeder Name steht für einen Menschen. Veranstaltungen wie diese sind, gerade weil sie der Verbrechen gedenken, nicht nur in die Vergangenheit gerichtet – sie sind ein Auftrag an uns, nämlich den Appell „Nie wieder!“ täglich zu erneuern.
Seit dem 7. Oktober 2023 hat es mehr Übergriffe auf Jüdinnen und Juden gegeben. Auch bei uns in Heidelberg nimmt die Anzahl antisemitischer Straftaten zu. Wir als Grünen-Fraktion stellen uns diesen Übergriffen entschieden entgegen. Heidelberg soll eine weltoffene, internationale und tolerante Stadt bleiben. Damit das gelingt, müssen wir uns alle mit Margot Friedländers Appell auseinandersetzen und ihn im öffentlichen Diskurs umsetzen. Als Stadträtin werde ich meinen Teil dazu beitragen.
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