Stadtblatt-Beitrag der Gemeinderatsfraktion von Dr. Marilena Geugjes und Kathrin Rabus – Ausgabe vom 22.11.2023 //
Er wird zwar “Brunnenpark” genannt, aber sein Brunnen führt schon länger kein Wasser mehr, und auch sonst sieht es so aus, als sei die Anlage an der Straßenbahnhaltestelle “Stadtwerke” vergessen worden. Müll und Scherben liegen herum, von einigen Parkbänken ist nur noch das Gestell übrig, die Stimmung ist eher trist. Und die Kriminalitätsrate steigt: Weil sich dort niemand gerne aufhält und der Fußgänger*innenstrom am Park vorbeiführt, fehlt soziale Kontrolle und Miteinander. Gerade in der dunklen Jahreszeit meiden viele Heidelberger*innen den Ort. Für einige ist er schon zum Angstraum geworden.
Der Heidelberger Brunnenpark ist ein Paradebeispiel für die kriminologische “Broken Windows Theory”, die besagt, dass vernachlässigte Orte Kriminalität anziehen. Früher haben sich im Brunnenpark vor allem wohnungslose Menschen aufgehalten, die schon lange von den Streetworker*innen des Sozialdienstes katholischer Männer (SKM) begleitet werden. Doch in letzter Zeit ist die Gruppe der Parknutzer*innen deutlich größer und heterogener geworden, was zu mehr Konflikten geführt hat.
Vor etwa einem Jahr ist die Anlage darum wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Auch, seitdem der “Verein gegen Müdigkeit” dort aktiv geworden ist. Ihre Idee: Die Aufenthaltsqualität im und rund um den Brunnenpark zu erhöhen, indem sie ihn gestalten. Mit Kunst und Kultur. Mit Festen, Musik, einem Radiowagen, Tischtennis und Suppe am Sonntag. Zusammen mit den Menschen vor Ort und mit gemeinsamen Aktionen. Mit dem Einbeziehen der Anwohner*innen und ihren Ideen für die Nutzung dieses Parks. Und, das bestätigt auch die Polizei: Die Tage, an denen der Verein dort Veranstaltungen organisiert, sind aus polizeilicher Sicht viel ruhiger.
Seitdem ist auch von städtischer Seite ein bisschen was passiert. Die Mülleimer werden häufiger gereinigt, einige Bänke wurden in einer gemeinsamen Aktion wieder in Stand gesetzt und die Stadtwerke sind gerade dabei, eine Beleuchtung zu installieren. Die Polizei zeigt ihrerseits mit regelmäßiger Bestreifung Präsenz. Man weiß aber auch: Das sorgt oft nur für eine Verlagerung des Problems an andere Orte in der Stadt. Eine nachhaltige Verbesserung des Sicherheitsgefühls kann nur durch eine positive Belebung und Aufwertung des Ortes erzielt werden.
Um die unterschiedlichen Perspektiven auf die Problematik Brunnenpark zusammenzubringen, ist auf städtischer Ebene nun die “AG Park” entstanden, in der Polizei, Ordnungsamt, Soziale Arbeit und der Verein gegen Müdigkeit gemeinsam mit zahlreichen anderen Akteur*innen arbeiten. Demnächst soll diese AG in der Verwaltungskonferenz offiziell den Startschuss erhalten. Wir sind schon gespannt auf die Ergebnisse.
Foto: Shooresh Fezoni / Verein gegen Müdigkeit
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