Pressemitteilung vom 04.07.2022 – Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen//
Vor zehn Jahren sind die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in die Bahnstadt gezogen. Das alte Güterbahnhofsgelände hat sich zu einem beeindruckenden Stadtteil entwickelt. Die Bahnstadt bietet über 6.000 Menschen eine neue Heimat. Doch noch nicht alles im Vorzeigestadtteil ist optimal. Die Stadt sollte den Stadtteil weiterentwickeln und aus gemachten Fehlern für die künftige Stadtentwicklung lernen.
„Die Bahnstadt gilt als größte Passivhaussiedlung der Welt. Doch Klimaschutz hört bei der Dämmung noch nicht auf. In der Bahnstadt wurden die Dächer ausschließlich als Retentionsflächen für das Entwässerungskonzept und Dachbegrünung vorgesehen. Mittlerweile wissen wir, dass Dachbegrünung und Solarenergie kein Widerspruch sein müssen und auf verschiedenste Weise kombinierbar sind“, betont Grünen-Stadträtin Dr. Ursula Röper. „Klimaneutrale, nachhaltige Quartiere müssen die Bereiche Wärme, Kälte, Strom und Mobilität miteinander verbinden. Gebäude sollten nicht einzeln, sondern in ihrem räumlichen Zusammenhang betrachtet werden“, so Röper.
Grünen-Stadtrat Nicolá Lutzmann sagt: „In der Bahnstadt gibt es zu viel versiegelte Flächen, zu wenig Schatten: Das führt zu Hitzeinseln. Das merkt jeder, der an einem heißen Tag auf dem Gadamerplatz oder den Pfaffengrunder Terrassen verweilt. Bei künftiger Stadtplanung muss Hitzeschutz stärker berücksichtigt werden.“
Die Anbindung der Bahnstadt an den Nahverkehr erfolgte zu spät. Der Straßenbahnanschluss kam erst 2018 – sechs Jahre nach dem Einzug der ersten Bahnstadtbewohner*innen. Das prägt das Mobilitätsverhalten der Menschen im Stadtteil. „Daraus müssen wir für die Entwicklung von Patrick-Henry-Village (PHV) lernen. Wir brauchen einen schnellen Anschluss des neuen Stadtteils an den ÖPNV, damit die Menschen nicht auf das Auto angewiesen sind“, so Grünen-Stadtrat Christoph Rothfuß.
Geförderter Wohnraum – insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen und für Schwellenhaushalte – ist in der Bahnstadt so gut wie nicht vorhanden. „Eine kleinteiligere Konzeptvergabe hätte zu vielfältiger und abwechslungsreicher Architektur geführt und eine sozialere Durchmischung der Wohnquartiere gewährleistet“, bemerkt Grünen-Stadtrat Manuel Steinbrenner. „Mehr Wohnungsbau durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH und mehr Platz für solidarische Wohnprojekte und Baugruppen hätten mehr bezahlbarem Wohnraum in der Bahnstadt ermöglicht.“
Als Fazit lässt sich nach zehn Jahren festhalten: Die Bahnstadt ist ein Gewinn für Heidelberg, ein moderner und gelungener Stadtteil, aber auch mit Optimierungspotential. Vor allem muss aus den gemachten Fehlern bei künftiger Stadtentwicklung gelernt werden, um diese zu vermeiden und nicht zu wiederholen.
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