Pressemitteilung vom 26.04.2022 – Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Der Modellversuch von vier Gratis-Samstagen im ÖPNV ist bisher kein Beleg für mehr Klimaschutz. Die Grünen fordern vielmehr einen stärkeren Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und zielgerichtete Angebote für Menschen mit niedrigem Einkommen. Denn nur wenn Menschen vom Auto in den ÖPNV umsteigen, ist dem Klima wirklich geholfen.
“Wir freuen uns, dass viele Menschen das Gratis-ÖPNV-Angebot an den vier vergangenen Samstagen genutzt haben. Der Modellversuch liefert allerdings keine Belege dafür, dass mehr Menschen vom Auto in den ÖPNV umgestiegen sind”, erklärt Derek Cofie-Nunoo, Fraktionsvorsitzender der Grünen.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ursula Röper betont: “Als Unterstützung für die Wirtschaft und zum Einkaufen für die ganze Familie waren die Gratis-Angebote gut und richtig. Allerdings wären nur bei einem Umstieg vom Auto in den ÖPNV auch Effekte für den Klimaschutz zu verzeichnen. Wir hatten eine entsprechende Evaluation beantragt, die leider abgelehnt wurde.” Bei dem Modellversuch wurde daher nicht ermittelt, ob der von der rnv genannte Fahrgastzuwachs von durchschnittlich 15 Prozent darauf zurückgeht, dass die Menschen vom Auto in den ÖPNV umgestiegen sind. Es bleibt also unklar, ob der Gratis-ÖPNV an vier Samstagen eine wirksame Klimaschutzmaßnahme ist und damit die hohen Kosten von 144.000 Euro den Nutzen rechtfertigt.
Für die Heidelberger Grünen ist klar, dass der Nahverkehr für Menschen mit niedrigem Einkommen preiswerter werden muss. “Statt kostenlosem ÖPNV für alle nach dem Gießkannenprinzip müssen vielmehr Entlastungen gezielt bei den Menschen ankommen, die sie wirklich brauchen. Der Nahverkehr muss für Menschen mit niedrigem Einkommen günstiger werden”, sagt Christoph Rothfuß, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Verkehrsexperte der Grünen-Fraktion.
Ein Großteil der klimaschädlichen Emissionen in Heidelberg und der Region wird vom Verkehr verursacht: Jeden Tag sind über 76.000 Pendelnde in und um Heidelberg unterwegs, sehr viele davon mit dem Auto. “Wir können die Klimakrise nur bewältigen, wenn wir erreichen, dass mehr Menschen vom Auto in den ÖPNV umsteigen. Gerade Pendler*innen aus dem Umland muss der Umstieg erleichtert werde. Dazu müssen wir massiv in den ÖPNV investieren und die Qualität des Angebots verbessern”, so Rothfuß.
Nach Ansicht der Grünen sind ein Ausbau des ÖPNV und eine deutliche Taktverdichtungen, neue Bus- und Bahnlinien ins Umland für Pendler*innen als Alternative zum privaten PKW sowie die zügige Anbindung von PHV mit einer Straßenbahn notwendig.
Aktuell prüft die Stadtverwaltung außerdem verschiedene Varianten für Menschen mit niedrigem Einkommen für kostenlosen beziehungsweise preisreduzierten ÖPNV. Das hatte die Grüne-Fraktion zusammen mit anderen Fraktionen beantragt.
Die Grünen setzen sich auf allen Ebenen für einen preiswerten ÖPNV ein. Von Juni bis August 2022 können alle Bürger*innen ein ÖPNV-Ticket für nur 9 Euro pro Monat erwerben. Das “9 für 90 Ticket” gilt bundesweit in Bus und Bahn und wird für drei Monate angeboten. Das Ticket ist auch im Verkehrsverbund Rhein-Neckar erhältlich. Die grün-geführte Landesregierung führt zum März 2023 in Baden-Württemberg das landesweite Jugendticket zum Preis von 365 Euro pro Jahr (1 Euro pro Tag) ein. Zudem hat die Grünen-Fraktion in Heidelberg im vergangenen Jahr verhindert, dass der Eigenanteil beim Sozialticket erhöht wird. Dieser liegt für Berechtigte bei der Monatskarte „Jedermann“ derzeit bei monatlich 20 Euro und für das MAXX-Ticket bei 24 Euro.
Foto: Florian Freundt
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