Mit Bedauern nimmt die Grüne Fraktion die Schließung des Kult-Clubs “Zieglers” zur Kenntnis. Nach Schwimmbad-Club, Häll, Kosmodrom, Nachtschicht und halle02 hat nun ein weiterer Traditionsclub der Stadt seine Pforten geschlossen und hinterlässt eine große Lücke in der Heidelbergs Nachtkultur. „Wir mahnen schon seit vielen Jahren an, dass die Stadt Heidelberg, als jüngste Stadt Deutschlands, etwas gegen das Clubsterben tun muss. Aber außer einem Fördertopf für Live-Musik-Veranstaltungen, der nur Projekte und nicht strategisch fördert, und einigen Versprechungen ist leider nichts passiert”, sagt Stadträtin Kathrin Rabus.
Hoffnung keimte zwischenzeitlich auf, als OB Würzner noch im Juli vorschlug, er wolle sich für einen regionalen Fördertopf stark machen, der langfristig und strukturell nach dem Hamburger Modell die Clublandschaft in der Region nachhaltig stärken solle. Anvisiert war von städtischer Seite ein mittlerer sechsstelliger Betrag. Herausgekommen ist in dieser Sache seitdem nichts Zählbares. Zuletzt wurde ein zinsloses Darlehen als Fördermaßnahme vorgeschlagen, das letztlich sogar eher schädlich für die Clubbetreiber wirkt. Beantragt wurde das Darlehen bisher von keinem der Heidelberger Clubs, was belegt, dass die Maßnahme völlig am Bedarf vorbeigeht.
Auf Vorschläge des regionalen Clubnetzwerkes “Eventkultur Rhein-Neckar” und die Ergebnisse einer regionalen Studie ging man bislang nur halbherzig ein. “Für junge Menschen in Heidelberg verkleinert sich der Aktionsradius zunehmend und beschränkt sich nun fast ausschließlich auf die Untere Straße – mit allen Problemen, die damit einhergehen“, so die grüne Stadträtin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Marilena Geugjes und ergänzt “Heidelberg verliert an Attraktion, wenn es hier nicht Maßnahmen ergreift, die das Club-Leben nach Corona wiederaufleben lassen. Das ist für eine Universitätsstadt wie Heidelberg ein Armutszeugnis”. Letztlich bleibt für die jungen Leute nur der Weg in nicht genehmigte und somit gegebenenfalls unsichere Räume oder in den öffentlichen Raum, was besonders in Pandemiezeiten vor allem Polizei und Ordnungsamt viel Arbeit beschert.
“Heidelberg lebt von einer ausgewogenen und vielfältigen Kulturszene, zu der neben Theater, Museen und soziokulturellen Zentren eben auch ein spannendes Clubleben gehört(e).” sagt Felix Grädler, selbst (ehemaliger) Clubbetreiber und Grünen-Stadtrat. Zwar waren/sind in allen oben genannten Fällen die Entscheidungen zur Schließung an die Immobilien und Pächter gebunden, aber gerade deshalb muss die Kommune hier gegensteuern, indem sie alternative Immobilien anbietet und den Dialog mit den Eigentümer*innen und Betreiber*innen sucht.
Weiterhin fehlt nach wie vor der Dialog mit den aktiven Betreiber*Innen und die Bereitschaft, auf die Bedürfnisse der Clubszene einzugehen. Ein* Nachtbürgermeister*in könnte diese Lücke füllen, sofern er*sie denn nun ins Amt kommt.
Die Nachtkultur ist jedoch nicht nur ein wichtiger kultureller Standortfaktor, sie ist auch wirtschaftlicher Motor und bietet eine Menge Arbeitsplätze. “Dass Clubs auch Standortfaktor sind und somit auch für die Wirtschaftsförderung interessant sind, scheint in Heidelberg leider noch nicht angekommen zu sein“, so Grädler.
Die Grüne Fraktion fordert den Oberbürgermeister auf, das Problem endlich ernst zu nehmen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten, anstatt wie beim Beispiel Nachtbürgermeister das Problem weiter zu verschärfen. Geugjes betont: “Wir würden uns freuen, wenn wir auch mit anderen Fraktionen gemeinsam an einem Strang ziehen würden und Parteitaktik mal außen vor bleibt zugunsten der jungen Menschen. Für eine nachhaltige Clubentwicklung in Heidelberg haben wir einen entsprechenden Antrag gestellt und freuen uns auf eine positive Mitgestaltung der angedachten Maßnahmen durch die anderen Stadträt*innen.”
Der Antrag zielt darauf, Clubkultur stärker in den Fokus der Heidelberger Kulturpolitik zu rücken. Folgende konkrete Maßnahmen sollen dies möglich machen. Bei städtischen Neubauten und beim Verkauf städtischer Liegenschaften an private Bauträger sollen in Zukunft verpflichtend neue Flächen für Clubs und Livemusik entwickelt und dann ausgeschrieben werden, um die Clublandschaft wiederzubeleben.
Außerdem soll die Verwaltung bei der Ansiedlung neuer Clubs und bei Problemen bestehender Clubs prüfen, wie durch eine wohlwollende Auslegung von bestehenden Regeln möglichst viele Clubs auch als temporäre Projekte genehmigt werden können. Zudem sollen bestehende und künftige Clubs in Zukunft eine*n festen Ansprechpartner*in innerhalb der Stadtverwaltung haben, die auch bei Konflikten mit der Nachbarschaft und/oder Eigentümer*innen moderiert.
Vor allem aber soll sich die Stadt Heidelberg, wie bereits vom Oberbürgermeister am 1. Juli in der Rhein-Neckar Zeitung angekündigt, am regionalen Club-Kultur-Förderprogramm der Metropolregion Rhein-Neckar beteiligen und auch durch eine finanzielle Förderung des regionalen Clubnetzwerks die Strukturen der Nachtökonomie stärken. Die Stadtverwaltung soll hierfür für den nächsten Haushalt einen Vorschlag über eine angemessene Kulturförderung machen.
Hier geht es zum Antrag der Grünen Fraktion zur Clublandschaft.
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