Pressemitteilung der Gemeinderatsfraktion vom 22.10.2020 //
Die Schulschließungen aufgrund der Corona Pandemie haben offenbart, wie viele Lücken es bei der Digitalisierung der Heidelberger Schulen gibt. Viele Kinder und Jugendliche wurden im Fernlernen benachteiligt und abgehängt aus Mangel an passenden Geräten.
Hilfe schien schnell in Sicht: Geld aus dem Digitalpakt kann früher abgerufen werden. Ob das alle Probleme löst, ist jedoch fragwürdig. Schon im Ausschuss für Bildung und Kultur kommentiert Anja Gernand: “Wir brauchen eine langfristige Strategie und keine Geräteanschaffung nach dem Gießkannenprinzip. Doch genau danach sieht die Anschaffung von 2400 Tablets für die Heidelberger Schulen nun aus, bezahlt aus dem Digitalpakt. Die Frage ist nämlich, ob Tablets das Gerät der Wahl sind, um Textverarbeitung im Fernlernen zu betreiben.”
Hinzu kommt – grundsätzlich positiv hervorzuheben – dass alle Schüler*innen seit diesem Schuljahr nun MicrosoftTeams und die MSOffice Anwendungen kostenlos nutzen können. Die Kompatibilität jedoch von iPads mit Microsoft Anwendungen ist nicht problemlos gegeben. Die Liste der Kritik ist aber noch länger: Die Leihverträge für Geräte enthalten Klauseln, die genau die Schüler*innen abschrecken, für die die Leihgeräte gedacht sind: “Die Zielgruppe kann es sich schließlich nicht leisten, 90% des Gerätes bei Defekt zu ersetzen, es ist verständlich, dass die jungen Menschen das Risiko nicht eingehen möchten.” fährt Gernand fort. Eine private Haftpflichtversicherung ist womöglich nicht in allen Haushalten vorhanden.
Ausgegeben sind die Geräte aber so oder so noch nicht alle, weil die Unterstützung der Schulen bei Einrichtung und Ausgabe der Tablets zu wünschen übrig lässt. Verwunderlich ist das nicht, bedenkt man, dass nicht nur die Zahl der Geräte für Schüler*innen ansteigt, sondern womöglich auch bald Dienstgeräte für Lehrende Einzug halten. Daran zeigt sich, wie dringend endlich IT-Betreuer an jeder Schule gebraucht werden. Es gibt jetzt schon personelle Engpässe bei der Betreuung von über 7000 Endgeräten, wie die Verwaltung bestätigt.
“Es wird hier mehr als deutlich, dass der Stadt eine Vision und ein langfristiges Ziel bei der Digitalisierung der Schulen fehlt und das, obwohl die Ressourcen an Know-how und Unterstützung durch beispielsweise die PH oder die Hopp-Foundation da sind,” so Gernand. Die Grünen wünschen sich ein schnelles, strukturiertes und vor allem zielorientiertes Vorgehen, bei dem auch alle wichtigen Akteur*innen vernetzt werden. Heidelberg verpasst es gerade, Vorreiter-Stadt für eine exzellente Digitalisierung in der Bildung zu werden.
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