Stadtblatt-Beitrag von Frank Wetzel – Ausgabe vom 13.05.2020 //
Infektion, Epidemie, Pandemie – die Themen der letzten Wochen. Doch die Welt dreht sich weiter und auch die Klimakrise macht keine Pause. Wenn Flieder, Iris, Pfingstrosen und Strauchrosen gleichzeitig blühen und das in der letzten Aprilwoche, ist das ein deutliches Zeichen für den Klimawandel: das pflanzliche Wachstum hat sich bereits verändert. Die Trockenheit der letzten vier Wochen, begünstigt durch starken, austrocknenden Wind und Sonnenschein, macht unseren Stadtbäumen zu schaffen. Das Landschaftsamt kümmert sich um sie und wässert per Gießwagen, zumindest die frisch gepflanzten Bäume. Der Heidelberger Stadtwald leidet ebenso. Fichten müssen gefällt werden, da sie stark geschädigt sind und das Ausbreiten des Borkenkäfers begünstigen.
Die Gärtnerkolleg*innen im Handschuhsheimer Feld versorgen ihre Gemüsekulturen dauerhaft mit Nutzwasser des Beregnungsverbands. Auf den nicht bewässerten landwirtschaftlich genutzten Flächen tun sich die Aussaaten schwer mit dem Keimen, der Boden zeigt Schwundrisse. Weitere Merkmale der Erwärmung: die eigentlich mediterrane Hanfpalme kann sich in Heidelberg durch Samen fortpflanzen. Bisher kernlose Feigen haben seit rund fünf Jahren Kerne, sind damit fruchtbar und die ersten wilden Sämlinge stehen schon im Handschuhsheimer Feld.
Wie reagieren wir Menschen auf diese Entwicklung hier in Heidelberg? Momentan jedenfalls noch gar nicht oder nicht genug mit den bekannten hitzereduzierenden Maßnahmen, die im Grunde einfach umzusetzen sind: begrünte Dächer und Fassaden, offener Boden, Bäume und Sträucher, eventuell Wasserflächen, bepflanzte Vorgärten. Diese Missstände müssen wir angehen und schnell beseitigen. Die oben genannten Maßnahmen müssen Bestandteil jeder Planung werden. Sie sind notwendig und kein lästiges Anhängsel. Die Baumschutzverordnung muss Bäume auch bei einer Bebauung schützen. Klar retten wir damit nicht die Welt – aber das kommunale Kleinklima. Wir können mit mehr Pflanzen und weniger versiegelten Flächen kommunal, lokal die Hitze reduzieren. Wir können Flächen entsiegeln und Regenwasser auf den Grundstücken versickern lassen. Das stärkt das Grundwasservorkommen und entlastet unsere Kläranlage. Denn jeder Liter Wasser, der auf versiegelten Flächen in den Abwasserkanal fließt, wird mit Energieaufwand durch unsere Kläranlage geleitet – und verlässt schließlich Heidelberg über den Neckar. Kann er oberflächlich versickern, gelangt er in das Grundwasser und kann z.B. als Beregnungswasser für die landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Kulturen verwendet werden und ermöglicht den regionalen Anbau von Lebensmittel.
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