Stadtblatt-Beitrag von Frank Wetzel und Nicolá Lutzmann – Ausgabe vom 21.08.2019
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Obst und Gemüse aus Heidelberg
Sommer, Sonne, Wärme: Das bedeutet frisches Gemüse und Obst! In Heidelberg haben wir Glück, dass wir in einer Stadt wohnen, in der es noch viel Landwirtschaft und Gartenbau auf fruchtbarem Boden und eigener Gemarkung – insbesondere in Kirchheim und Handschuhsheim – gibt. Dazu in fast allen Stadtteilen ein oder zwei Wochenmarkttage, viele Hofläden, freie Verkaufsstände, Supermärkte, die das hier produzierte Gemüse und Obst in ihr Sortiment aufgenommen haben, oder sogar 24h-Frischeautomaten, sodass wir ohne große Mühe zu jeder Tageszeit, die hier gewachsenen Feldfrüchte kaufen können. Nicht nur die nachhaltige Regionalität ist damit gewährleistet, sondern auch die Möglichkeit, die eine oder andere Paprika mit einer Druckstelle oder eine krumme Stangenbohne nicht wegwerfen zu müssen. Ferienzeit ist aber auch die Zeit, in der viele Menschen nicht in Heidelberg sind: Student*innen fahren nach Hause zu ihren Eltern, viele Menschen sind im Urlaub. Dadurch wird weniger gekauft/verbraucht und Mensen und Kantinen seltener genutzt.
Der Großmarkt im Handschuhsheimer Feld nimmt nur Ware nach Güteklasse ab. So entstehen im Sommer Ernteüberschüsse, die sich nur schwer vermeiden lassen. Keine Ernte ist oft auch keine Lösung, da manche Kultur abgeerntet werden muss, um später wieder in den Ertrag zu kommen. In der Sommerzeit, in der der Ertrag am größten ist, fallen auch hier in Heidelberg weggeworfenen Lebensmitteln (11-18 Mio. Tonnen pro Jahr in Deutschland) an. Das gilt es zu verringern! Durch die starke Diversifizierung der Kulturen sind die Mengen zudem nicht so groß, dass sich eine weitere professionelle gewerbliche Verarbeitung (etwa Tomaten zu Ketchup) lohnt. Welche Möglichkeiten gibt es für uns in Heidelberg? Um diese Frage will sich unsere neue Gemeinderatsfraktion in den kommenden Jahren auch kümmern. Die Ideen sind u.a: Stärkung der Wochenmärkte; mehr Einzelhändler*innen davon zu überzeugen, mehr regionale Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen; Unternehmen, Genossenschaften oder eine Gruppe von Bürger*innen so zu unterstützen, dass die Weiterverarbeitung der Ernte zu Konserven möglich ist. Das hätte hoffentlich zur Folge, dass wir auch im Winter Tomatensauce, eingelegten Kürbis, Salz- oder Essiggurken, gegrillte Paprika oder Aubergine, Bohnen uvm. aus regionaler Produktion zur Verfügung hätten.
Das braucht natürlich seine Zeit, da Partner*innen gesucht und gefunden, Vermarktungsstrategien entwickelt und in Gerätschaften investiert werden müsste. Bis dahin sollten wir versuchen, noch mehr auf den Wochenmärkten, in den Supermärkten, an den freien Obst- und Gemüseständen zu den hier kultivierten Erzeugnissen zu greifen, auch mal die krummen Bohnen zu nehmen oder jetzt die günstigen Tomaten kaufen und selber die Sauce für den Winter einzukochen. Es gibt schon Vereine und Gruppen in Heidelberg, die durch das Verteilen von „ungewolltem“ Obst und Gemüse oder dem Verkochen und Verarbeiten im kleinen Stil dazu beitragen. Es gibt eine Gruppe „Solidarische Landwirtschaft“ Rhein-Neckar. Die Warteliste ist lang, so dass es sich lohnen würde, eine weitere Gruppe zu gründen. Viele dieser Möglichkeiten hat das Amt für Umweltschutz im Einkaufsführer „bio.regional.fair“ gesammelt. Dort gibt es auch eine Liste der Wochenmärkte. Nutzen Sie die Möglichkeiten in Heidelberg und kaufen Sie nachhaltig und regional kultiviertes Obst und Gemüse. Sie unterstützen damit die Landwirt*innen und Gärtner*innen vor Ort. Sie sind es, die die Flächen sinnvoll bewirtschaften und somit vor Bebauung schützen. Sie sind es, die den Boden offenhalten und aktiv die weitere Erwärmung verhindern. Ebenso wichtig ist die Unterstützung der Freizeitgärtner*innen, die auf Ihren eigenen oder gepachteten Grundstücken oder im Kleingartenverein wirtschaften und somit zur Selbstversorgung beitragen. Diese Gruppe ist sehr bedeutsam für die Arterhaltung von Tieren und Pflanzen.
Frank Wetzel und Nicolá Lutzmann, Bündnis 90/Die Grünen
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