Stadtblatt-Beitrag von Beate Deckwart-Boller – Ausgabe vom 05.06.2019 //
Der Heidelberger Gemeinderat hatte vor einiger Zeit den Bau einer Großsporthalle beschlossen. Diese Entscheidung war nicht unumstritten, auch in unserer Fraktion gab es dazu kontroverse Meinungen. Aber demokratische Entscheidungen werden selbstverständlich akzeptiert. Und in einer Stadt, in der es einen Grundsatzbeschluss zu Barrierefreiheit gibt und dieser in Sonntagsreden auch immer wieder betont wird, gingen wir davon aus, dass diese Großsporthalle grundsätzlich für Menschen mit verschiedenen Behinderungen zugänglich und nutzbar ist. Jetzt erreichen uns allerdings Hilferufe aus dem BMB (Beirat für Menschen mit Behinderungen) und von der Behindertenbeauftragten der Stadt Heidelberg. Zum einen soll es in der Großsporthalle keine Möglichkeit zum Rollstuhlsport geben, da es dafür angeblich in Heidelberg genügend andere Sporthallen gäbe. Sehr unsicher ist außerdem, ob es eine „Toilette für alle“ geben wird, die eine besondere Ausstattung benötigt (z.B. Lifter und Liege für schwerstpflegebedürftige Menschen). Dafür gibt es sogar Zuschüsse vom Land.
Überhaupt wurde der BMB im Vorfeld gar nicht angehört, was bei der Realisierung eines solchen Projektes selbstverständlich sein sollte. Hier geht es nicht nur um barrierefreie WCs, gebraucht werden barrierefreie Bereiche im Service und Zugänglichkeit zum Parkhaus sowie Türen, die sich ohne fremde Hilfe öffnen. Benötigt werden zum Beispiel eine kontrastreiche Markierung von Hinweisschildern für Sehbehinderte, portable Anlagen für Hörbehinderte usw., die Liste der Anforderungen ist lang. Und da die Stadt Heidelberg diese Halle bei der GGH in Auftrag gegeben hat, müssen die zuständigen Ämter natürlich dafür sorgen, dass der BMB im Vorfeld einbezogen wird. Dass der BMB in einem Brief den Oberbürgermeister an eine konstruktive Zusammenarbeit erinnern muss, ist leider ein Armutszeugnis für unsere Stadtspitze. Wir sind sehr interessiert daran, dass Menschen mit Behinderungen an sportlichen und an kulturellen Events teilhaben können, als Player und im Zuschauerraum. Und eine nagelneue Halle muss diesen Anforderungen gerecht werden. Deshalb muss der Oberbürgermeister jetzt dafür sorgen, dass sich alle Verantwortlichen mit dem BMB an einen Tisch setzen und gemeinsam nach Lösungen suchen, die echte Teilhabe ermöglichen.
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