Rede von Bürgermeister Wolfgang Erichson anlässlich der Eröffnung der Climate Neigbourhoods am 22.5. 2019 im Rahmen der International Climate Conference 2019 (ICCA2019). Die „Climate Neighbourhoods“ werden gemeinsam vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) und dem Klima-Bündnis organisiert.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
ich begrüße Sie sehr herzlich zum Klimaschutz-Bürgerfest im Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz zwischen den Gebäuden der Alten Universität und der Neuen Universität. Die Heidelberger Universität ist die älteste Universität Deutschlands. Und an diesem geschichtsträchtigen Ort finden bereits seit gestern Abend die Climate Neighbourhoods im Rahmen der Internationalen Klimaschutzkonferenz ICCA (International Conference on Climate Action) statt.
Mit dieser Konferenz erhalten wir in Heidelberg die Gelegenheit, sichtbare Zeichen zu setzen, dass wir etwas tun.
Die Stadt Heidelberg hat bereits den „Klimanotstand“ ausgerufen. Der Begriff ist zwar plakativ, aber leider irreführend. Suggeriert er doch, dass nur für kurze Zeit besondere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um einen Notstand zu beheben.
Klimanotstand soll aber viel mehr verdeutlichen, dass wir sofort und langfristig orientiert handeln müssen. Somit steht dieser Begriff für uns in Heidelberg dafür, dass Klimaschutz zentrales Leitmotiv für unser politisches Handeln sein soll.
Heidelberg hat sich in der Vergangenheit bereits mit dem Masterplan 100 % Klimaschutz zu dem Ziel verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden und ein umfassendes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht. All unsere Anstrengungen sind aber noch nicht ausreichend. Mit einer Reduzierung des CO²-Ausstoßes in Heidelberg von 1987 bis 2015 um 8 % sind wir von dem eigentlichen Ziel noch weit entfernt. Folglich müssen wir noch stärker und noch kompromissloser die notwendigen Veränderungen in allen Bereichen unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaftsweise gemeinsam gestalten.
Für viele klingt es als Bedrohung, wenn es heißt, die Erwärmung auf 1,5 C zu begrenzen, setzt einen radikalen Wandel in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik möglichst bis 2030 voraus. Aber es geht nicht um bedrohen und verbieten, sondern darum, in allen Lebensbereichen Schritte zu gehen, die unsere Lebensweise klimaverträglicher machen. Die Welt, in der wir in 2050 leben werden, ist sicherlich eine ganz andere Welt als die, in der wir uns heute bewegen.
Unsere Wohngebäude, unsere Heizung, unsere elektrischen Geräte und deren Nutzung, unsere Art der Fortbewegung, die Bedingungen, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden, unsere Ernährungsgewohnheiten und unsere Energieerzeugung und -versorgung werden sich wandeln und weniger emissionsintensiv sein.
Erreichen können wir die nötige Veränderung zum einen über politische und energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen – also über gesetzliche Regelungen und deren engagierte politische Umsetzung.
Zum Zweiten benötigen wir viele gute technische Innovationen. Hier ist die Kreativität von Wissenschaftlern und unserer ganzen Gesellschaft gefragt.
Und zum Dritten müssen wir alle dazu beitragen, Klimaschutz zu verwirklichen, indem wir die eigenen Gewohnheiten überdenken. Wir müssen Klimaschutz und Nachhaltigkeit als wichtige Kriterien in alle unsere Entscheidungen im privaten und beruflichen Bereich integrieren.
Wir gehen davon aus, dass sich unser Bewusstsein über den Klimawandel weiter verändern wird und wir uns den Auswirkungen des Klimawandels immer weniger entziehen können.
Die notwendigen Veränderungen sind also ein Aufbruch in eine lebenswerte Zukunft. Und Klimaschutz bringt Vorteile: Unsere Luft wird sauberer, der Verkehr verursacht weniger Lärm und Stau, wir wohnen in lebenswerten Gebäuden und Nachbarschaften, es entstehen neue Arbeitsfelder und Jobs sowie neue faszinierende Techniken.
Diese Zukunft zu gestalten, ist lohnenswert. Wir alle können im persönlichen Umfeld aktiv werden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, im eigenen Alltag Klimaschutz zu leben. Für jeden Menschen gibt es dabei verschiedene Ansatzpunkte, in denen Umdenken leichter fällt. Wir können mit den Dingen anfangen, die wir leicht umsetzen können, und daraus lernen, wie wir die schwierigen Veränderungen dann auch schaffen.
Hier auf der Climate Neighbourhoods bieten wir Ihnen mit einem interaktiven Programm Denkräume für den Austausch zwischen verschiedenen Akteuren und Akteurinnen aus Kommunen, Zivilgesellschaft und Unternehmen, die im Bereich von Klima- und Umweltschutz arbeiten.
Während die Leitfrage der ICCA 2019 lautet: „Wie muss Kooperation zwischen den Politikebenen aussehen, um ambitionierten Klimaschutz in die Breite zu bringen?“, können Sie unter dem Motto „Let´s scale up solutions“ diese Fragestellung auf der Praxisebene diskutieren mit der Vorgabe, möglichst ambitioniert an das Pariser Klimaschutzziel heranzugehen.
Ihre Ergebnisse und Empfehlungen für die Politikebene werden bei der ICCA-Abschlussveranstaltung vorgestellt und fließen zudem in eine Heidelberger Botschaft für den UN-Klimadialog ein. Ich bin sicher, Sie werden spannende Ergebnisse erarbeiten.
Wandel geht immer von Menschen aus, die Veränderung leben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Zeit in Heidelberg. Und ich wünsche mir, dass Sie Anregungen und Energie aus dieser Veranstaltung ziehen, sich aktiv für Klimaschutz auf allen möglichen Ebenen einzusetzen!
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