Einweihung neue Gedenkplatte anlässlich der Erinnerung an die Bücherverbrennung auf dem Universitätsplatz.
Rede von Bürgermeister Wolfgang Erichson am 1. März 2019:
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine ganz besondere Ehre wie vor 8 Jahren an dieser Feierstunde teilnehmen zu dürfen. Am 17.Mai 2011 habe wir eine Gedenktafel verlegt, die heute erneuert wird.
Ich möchte ich mich bei der Bürgerstiftung Heidelberg dafür bedanken, dass Sie die Initiative ergriffen und erneut den Stein gestiftet hat, der am Ort der Bücherverbrennung hier in Heidelberg dann hoffentlich dauerhaft verankert werden wird.
Die Bücherverbrennung war ein Symbol für die grausame Konsequenz, mit der die Nationalsozialisten ihre Gegner bekämpften. Für viele der Schriftsteller, deren Werke 1933 in deutschen Städten auf dem Scheiterhaufen in Flammen aufgingen, begann damit ein Exil auf ungewisse Zeit.
Ihre Schicksale stehen stellvertretend nicht nur für die anderen Schriftsteller und Publizisten, sondern auch für die von Wissenschaftlern, Architekten und Künstlern aller Sparten aber auch jener Menschen, die Heidelberg und Deutschland verlassen mussten.
Gerade weil jene Stimmungen, wie Ausgrenzung sowie anti-egalitäre und rückwärtsgewandte Vorstellungen die zur Bücherverbrennung 1933 führten, heute wieder durch eine Partei in die Gesellschaft getragen werden, ist es umso wichtiger an die Folgen zu erinnern, die eine solche Stimmungsmache auslöst
Schleichend rücken wieder rassistische Vorstellungen in die Politik und es wird versucht Ziele wie die Entsolidarisierung und die Spaltung der Gesellschaft zu propagieren. Soziale, rassistische, kulturelle und religiöse Ressentiments und Vorurteile werden bedient und gezielt mobilisiert, um Menschen in schwieriger sozialer Lage oder mit Lebensvorstellungen, die nicht denen einer vermeintlichen Mehrheit entsprechen, zu stigmatisieren und auszugrenzen.
Es geht schon wieder los und wir müssen uns wehren und erinnern. Journalisten und Schriftsteller werden heute wieder diffamiert um sie mundtot zu machen und gerade deswegen ist die Erinnerungskultur unverzichtbar.
2011 hatte ich Ihnen einen Aphorismus Berthold Brecht vorgetragen, den ich auch heute wieder an das Emde meiner Ausführungen setzen möchte:
Die Bücherverbrennung
Als das Regime befahl, Bücher mit schädlichem Wissen
öffentlich zu verbrennen, und allenthalben
Ochsen gezwungen wurden, Karren mit Büchern
zu den Scheiterhaufen zu ziehen, entdeckte
ein verjagter Dichter, einer der Besten, die Liste der
Verbrannten studierend, entsetzt, dass seine
Bücher vergessen waren.
Er eilte zum Schreibtisch; Zornbeflügelt, und schrieb einen Brief an die Machthaber.
„Verbrennt mich! „ schrieb er mit fliegender Feder, „verbrennt mich! Tut mir das nicht an! Lasst mich nicht übrig! Habe ich nicht Immer die Wahrheit berichtet in meinen Büchern? Und jetzt ? Werd ich von euch wie ein Lügner behandelt! Ich befehle euch, Verbrennt mich!“
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