Stadtblatt-Beitrag von Oliver Priem– Ausgabe vom 06.02.2019 //
Seit mehreren Wochen gehen weltweit tausende Menschen unter dem Motto „Fridays for Future“ jeden Freitag auf die Straße statt in Schule. Ihre Botschaft ist klar: Wir sind die Generation, die unter dem Klimawandel leiden wird und wir werden nicht zulassen, dass die Politik wichtige Maßnahmen verschläft, um diesen zu bekämpfen. Spätestens seit dem Kohlekompromiss verbindet sich damit eine klare Forderung: Der Ausstieg 2038 ist zu spät, 2030 ist die Forderung unter #keinkonsens.
Ähnlich wie bei den Bildungsstreiks 2009, auf denen ich mein politisches Handwerk gelernt habe, sind es die angeblich so politikverdrossenen Jugendlichen, die auf die Straße gehen. Was damals noch in den Kinderschuhen steckte, leistet jetzt die gesamte Organisation, Verbreitung und Mobilisation: Soziale Netzwerke und Kettenbriefe über Messenger-Dienste. Das ist alles, was es braucht, um eine dezentrale Bewegung zu formieren, die letzte Woche 12.000 Schüler*innen, darunter 1.100 in Mannheim, auf die Straße brachte. Auf der Zentraldemo in Berlin in der Woche davor standen über 10.000 Schüler*innen vor Reichstag und Bundeswirtschaftsministerium, am 18. Januar streikten dezentral über 30.000 Schüler*innen. Heidelberg machte hier keine gute Figur, weil die ursprüngliche Demo aufgrund der Auflagen abgesagt werden musste. Stattdessen fand, wie auch eine Woche später, eine Spontanversammlung statt.
Ich möchte diesen Artikel als einen Aufruf an alle verstehen: Die Lehrerschaft sollte Schüler*innen im Rahmen der Möglichkeiten beurlauben und bei unerlaubtem Fernbleiben auf Ordnungsmaßnahmen möglichst verzichten. Die Erziehung zur/zum mündigen Bürger*in ist Bildungsauftrag der Schulen, und wie drückt sich der Erfolg bei dieser Aufgabe besser aus als in Aktionen, bei denen sich die jungen Menschen für die eigenen und gesamtgesellschaftlichen Interessen einsetzen. Und selbstverständlich müssen die Demonstrationen während der Schulzeit stattfinden: „Warum für die Zukunft lernen, wenn wir keine haben“ lautet der zugespitzte Spruch dazu. Nur so erzeugen die Schüler*innen die nötige Aufmerksamkeit und den nötigen Druck auf die Politik. Natürlich kann aber auch nicht jeden Freitag der Unterricht ausfallen. Ob man die Frequenz der Demos herunterfährt, sie abwechselnd in den Nachmittag oder auf andere Schultage verschiebt, das müssen die Schüler*innen für sich klären. Ich wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg, denn die Schüler*innen kämpfen nicht nur für ihre, sondern für die Zukunft von uns allen.
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