Stadtblatt-Beitrag von Beate Deckwart-Boller – Ausgabe vom 27.02.2019 //
In Heidelberg zahlen Eltern, die ein sehr geringes Einkommen haben oder Transferleistungen erhalten, keine Gebühren für den Besuch der Kindertagesstätte ihrer Kinder. Lediglich das Mittagessen kostet einen Euro, also eher ein symbolischer Beitrag. Eltern mit einem höheren Einkommen dagegen zahlen Kitagebühren. Und wer hohe Gebühren zahlt, hat sicherlich ein monatliches Einkommen, das diese Gebühren rechtfertigt. Denn wer in Heidelberg sein Kind in einer städtischen oder in einer kirchlichen Kindertagesstätte betreuen lässt, wird am Anfang nach seinem Jahreseinkommen gefragt. Danach berechnen sich die Gebühren. Diese Gebühren sind ein kleiner, aber wichtiger Teil der Gesamtfinanzierung eines Kindergartenplatzes. Und einkommensabhängige Gebühren sind solidarisch.
Dass die SPD auf Landesebene per Volksentscheid eine kostenlose Kita für alle einführen will, ist daher der falsche Weg. Aus der Opposition heraus eine solche Forderung aufzustellen ist leicht. Zuerst aber muss es darum gehen, den Bedarf an Kitaplätzen zu decken. Und da gibt es auch in Heidelberg, aber vor allem in ländlichen Gebieten, noch Nachholbedarf. Weil Kitas keine Verwahranstalten, sondern Bildungseinrichtungen sind, ist Qualität gefragt. Und da sind die Unterschiede teilweise enorm. Das heißt, dass jeder Euro, der momentan zusätzlich in die Kleinkindbetreuung investiert wird, in die Schaffung zusätzlicher Plätze gesteckt werden muss. Und jeder weitere Euro muss in die Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung fließen.
All das passiert auch, aber eben nicht schnell genug. Das kostet Geld, das wir gerne investieren. Aber es hat nichts mit sozialer Gerechtigkeit zu tun, alle Familien gleich zu behandeln, unabhängig davon, über wie viel Geld sie verfügen. Zumal uns der letzte Bericht über die soziale Lage in Heidelberg darauf aufmerksam gemacht hat, dass auch in unserer Stadt die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft. Dann ist es nur gerecht dafür zu sorgen, dass alle Kinder, egal aus welchem Elternhaus, ein wohnortnahes und qualitativ hochwertiges frühkindliches Bildungsangebot erhalten, dass die Betreuungszeiten den Bedürfnissen der Eltern entsprechen und dass Erzieher*innen angemessen bezahlt werden und ausreichend Gelegenheit zu Fort- und Weiterbildung bekommen und dass den Kindern gesundes Essen gereicht wird. Wenn die SPD dafür Unterschriften sammelt, sind wir gerne dabei.
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