Stadtblatt-Beitrag von Luitgard Nipp-Stolzenburg – Ausgabe vom 18.07.2018
Es gibt Veranstaltungen voller guter Ideen für Heidelberg – so der Abend von Theresia Bauer zu ökologischen, sozialen und innovativen Ansätzen im Städtebau. Sie hatte Prof. Sobek aus Stuttgart und Baubürgermeister Soehlke aus Tübingen eingeladen. Und die Zuhörer*innen erlebten ein Feuerwerk aus klugen Analysen, innovativen Ideen und pragmatischen Tipps.
Prof. Sobek stieg mit globalen Überlegungen ein. Beim Wachstum der Weltbevölkerung und dem derzeitigen Materialverbrauch im Wohnungsbau können die Menschen schon bald nicht mehr mit Wohnungen versorgt werden; der Planet gibt soviel Sand, Holz und Metall nicht her. Sobeks Lösung ist Leichtbauweise: Häuser, die nur 15 % des normalen Materialaufwands haben. Häuser, die fast vollständig aus Recycling-Material bestehen mit hoher ästhetischer Qualität. Häuser, die komplett recyclingfähig sind. Und Häuser, die Energie-Überschuss produzieren. Und da die energetische Sanierung von Altbauten oft ineffizient und architektonisch bedenklich ist, kann ein solches Plus-Haus im Datenaustausch mit Altbauten einen energieneutralen Verbund bilden. Beim Energie-Konzept für Hospital diskutieren wir derzeit über gute Alternativen zum Passivhaus-Standard. Wenn man die graue Energie, die bereits in der Produktion der Baumaterialien steckt, in die Bilanz einbezieht, klingt Leichtbauweise nach einem wirklich innovativen Ansatz.
Im zweiten Teil berichtete BM Soehlke über die Tübinger Strategie, auf den Konversionsflächen lebendige und architektonisch vielfältige Quartiere zu entwickeln. Es wurde relativ dicht gebaut mit klug definierten Freiflächen. Die Grundstücke wurden kleinteilig vergeben unter Einbeziehung vieler Partner, auch vieler privater Baugemeinschaften. Letztere bauten 25 – 30 % billiger als Bauträger und lieferten eine große Bandbreite an Konzepten. Die Gruppen bringen eine hohe Identifikation der Bewohner*innen ins Quartier und sorgen für gute soziale Mischung. Die Grundstücke wurden zum Festpreis ausgeschrieben; den Zuschlag bekam das beste Konzept. Und dabei wurde sehr auf Nutzungsmischung im Quartier geachtet.
In Heidelberg wurden die Bahnstadt und die Konversionsflächen bisher großflächig entwickelt – und leider sieht man das den Quartieren auch an. Für die weiteren Planungen brauchen wir den Mut, auch ungewöhnliche Wege zu gehen. Wenn wir die Konversionsflächen weiterhin im derzeitigen Standard bebauen, verschwenden wir viel Material und erhalten nicht wirklich gemischte Quartiere. Und Heidelberg wird auf Jahrzehnte von großen weißen Würfeln umgeben sein.
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