Zu der gemeinsamen Veranstaltung „Anders Wirtschaften: Gemeinwohlökonomie von Kommune bis Europa“ von der Grünen Jugend Heidelberg und Bündnis90/Die Grünen Heidelberg am 19.04. im Literaturcafe gab es großen Andrang. Die 70 Gäste standen zum Teil bis an die Tür, um den Ausführungen von Anna Deparnay-Grunenberg, Bündnis90/Die Grünen Stuttgart, und Johannes Dolderer, Verein für Gemeinwohlökonomie, zuzuhören.
Alle hat an diesem Abend im Wesentlichen eine Frage beschäftigt: Wie kann es sein, dass wir den Erfolg der Wirtschaft daran messen, wie viel Gewinn sie generiert und nicht daran, wie sehr sie den Menschen und der Umwelt nutzt? Und wie können wir das ändern? Anna Deparnay-Grunenberg bringt es auf den Punkt: „Das wäre so, als würden wir gute Bildung daran messen, wie viele Schulbücher eine Schule hat.“
Die Antwort der beiden Exper*innen lautet: Wir müssen die Wirtschaft umpolen und wieder das messen, was wirklich zählt. Menschenwürdige Behandlung, Solidarität, Umweltauswirkungen der Produkte und transparente, demokratische Strukturen. Das Instrument dafür ist die Gemeinwohlbilanz, in der alle diese Faktoren berücksichtigt werden. Noch ist die Bilanz freiwillig und rechtlich ohne Bedeutung, aber man könnte in der Zukunft an einen guten Wert Vorteile knüpfen, wie zum Beispiel Steuererleichterungen. „Aber auch schon heute können sich manche Unternehmen mit guter Bilanz kaum vor Bewerbungen und Aufträgen retten“, ergänzt Johannes Dolderer.
Die vielen interessierten Fragen der Gäste bezogen sich auf die politische Machbarkeit und Details der Berechnung. Andere wollten wissen, was man den heute schon tun könne, um die Gemeinwohlökonomie zu fördern. Am wichtigsten ist aus Sicht der Expert*innen mehr Pionier-Unternehmen zu gewinnen, die eine Bilanz erstellen und zeigen „Schaut her, wir überleben nicht nur, es geht uns richtig gut“.
Als am Ende die Gäste den Saal verlassen, bekommt man den Eindruck, es wird in Zukunft in Heidelberg viel über die Gemeinwohlökonomie gesprochen werden.
Die Grünen Gemeinderatsfraktion hat kürzlich mit einem Antrag Gemeinwohlbilanzen für städtische Unternehmen angeregt. Den Antrag im Wortlaut und die Beschlussvorlage gibt es hier!
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