Stadtblattartikel von Stadträtin Dr. Sandra Detzer, Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Nur 8,25% der Oberbürgermeister*innen bundesweit sind Frauen, der Frauenanteil im Heidelberger Gemeinderat ist mit 31% so niedrig wie zuletzt 1984. Für den deutschen Bundestag gilt ähnliches (Frauenanteil 31%) und im Stuttgarter Landtag sitzen mit 24,5% nicht nur am wenigsten Frauen im Vergleich aller Länderparlamente, sondern auch weniger als z.B. im afghanischen Parlament in Kabul.
Nimmt man den im Grundgesetz festgeschriebenen Grundsatz der Gleichberechtigung ernst, ist also noch einiges zu tun bis zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an der Macht. Wieso aber trauen sich nicht mehr Frauen in die Politik? Wie kann man weibliches Engagement fördern? Anlässlich des Jubiläums von 100 Jahre Frauenwahlrecht hatte das Amt für Chancengleichheit mit der Veranstaltung „Wege für Frauen in die Politik“ am vergangenen Freitag im Rathaus alle Interessierten eingeladen, diesen Fragen nachzuspüren. Politische Stiftungen, Parteien und Fortbildungsträger stellten auf einem Markt der Möglichkeiten Unterstützungs- und Beratungsangebote vor, in Workshops wurden einzelne Themen wie der Nutzen von Mentoring oder der Einstieg in die Kommunalpolitik vertieft.
Im Zentrum der Veranstaltung stand die Podiumsdiskussion über individuelle Wege in die Politik mit der ehemaligen Oberbürgermeisterin Heidelbergs Beate Weber-Schuerholz. Dort wurde deutlich, wo der Hase im Pfeffer liegt: Mehrheitlich wurden bessere strukturelle Voraussetzungen für Frauen in der Politik angemahnt, wie eine Reform des Landtagswahlrecht, Frauenquoten für Listen und Gremien, systematisches Mentoring. Wir Grüne wollen außerdem u.a. das Ehegattensplittung abschaffen und bessere Verdienstmöglichkeiten in Erziehungs- und Pflegeberufen erreichen, um die wirtschaftliche Situation von Frauen zu verbessern – das erleichtert auch den Zugang zu politischen Ehrenämtern. Die Vereinbarkeit von Familie und Politik muss zur Selbstverständlichkeit werden – unsere Fraktionsvorsitzende Beate Deckwart-Boller hat vor Kurzem an dieser Stelle das Richtige dazu gesagt. Last but not least liegt es aber auch immer wieder an uns Frauen selbst zu sagen: Die Hälfte der Macht gehört uns. Nicht verschämt und leise, sondern selbstbewusst und laut. Frauen sind im Schnitt besser ausgebildet, haben bessere Schul- und Ausbildungsabschlüsse und zweifeln dennoch viel zu oft an ihrer Eignung. Damit muss Schluss sein – wir können das!
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