Stadtblattartikel von Stadtrat Frank Wetzel, Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen – Kann man an einem Freitagsgebet einer islamischen Gemeinde teilnehmen? Ja, kann man! Auf Einladung des Vereines der Muslime besuchten Stadträtin Beate Deckwart-Boller und ich die Moschee im Pfaffengrund. Herzliche Gastfreundschaft und ein erklärendes Gespräch waren ein guter Start in der noch leeren Moschee. Nach vergeblichen Versuchen eine Baugenehmigung zu erhalten, hatte der Verein für Muslime mit der Fraktion B90/Die Grünen ein Gespräch geführt und dabei eine Einladung ausgesprochen, die wir nun einlösten. Das Gelände ist nicht mit dem einer christlichen Kirchengemeinde zu vergleichen. Inmitten eines Gewerbegebietes zwischen Industriegebäuden hat sich der Verein mit viel Liebe und Engagement auf dem Gelände – eine ehemalige Munitionsfabrik – eingerichtet. Diese Zwischenlösung reicht nicht mehr aus, um dem Bedürfnis der Gemeindemitglieder nach Religionsausübung gerecht zu werden. Ca. 600 Gläubige treffen sich am Freitagnachmittag, um zu beten und um Gottesdienst zu feiern und dies müssen sie in vier verschiedenen Räumen tun, da kein großer Raum vorhanden ist. Was wurde gepredigt? Dank vorhandener Kopfhörer und Simultandolmetscher waren wir in der Lage, der auf Arabisch vorgetragenen Ansprache zu folgen. Danach folgte ein gemeinsames Gebet, gefolgt von geselligem Treiben mit vielen Begrüßungen auf dem Vorplatz. Soziale Kontakte wurden gepflegt und wir als Gäste freundlich aufgenommen.
Diese Gemeinde ist Teil unserer Stadtgesellschaft und die Gemeinde wächst. Warum schaffen wir keine Integration? Warum müssen 600 Gläubige in ausgedienten Gewerbehallen, in provisorischen Zelten, beten? Wollen wir diese Menschen wirklich integrieren? Warum gelingt es ihnen dann nicht, den Bau einer Moschee mit Gemeindezentrum zu realisieren? Im Grundgesetz ist das Recht auf Religionsfreiheit festgeschrieben. Was für uns Christ*innen selbstverständlich ist, nämlich in einer Kirche bzw. in einem Gemeindezentrum unseren Glauben aktiv zu leben, dürfen wir unseren muslimischen Nachbar*innen nicht verwehren. Wenn es Ängste und Vorbehalte gegen eine andere Religion gibt, kann man sie abbauen, in dem man die Menschen kennenlernt, die hinter dieser Religion stehen. Wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt, macht man schnell die Erfahrung, dass es viele Ähnlichkeiten zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen gibt und dass wir letztendlich an den gleichen Gott glauben. Wir sollten die Voraussetzungen schaffen und zulassen, dass diese Gläubigen ihren Glauben in Würde ausüben können. Interessiert Sie dieses Thema? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.
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