Im November wurde viel über den Kohleausstieg diskutiert. 20 Länder formierten auf der COP23 eine Länderallianz für den Kohleausstieg, 3.000 Aktivisten besetzen derweil den Braunkohletagebau Hambach und während den Jamaika-Sondierungsgesprächen appelliert eine breite Allianz von über 50 großen und mittelständischen Unternehmen an die zukünftige Regierung bis zum Jahr 2030 aus der Kohle auszusteigen. An diese Ereignisse knüpfte die Veranstaltung „Faktencheck Kohleausstieg: Gehen dann die Lichter aus?“, zu welcher der Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen aus Heidelberg am 12. Dezember 2017 in das Literaturcafé der Stadtbücherei einlud. Rund 30 interessierte Bürger*innen waren gekommen.
Ziel der Veranstaltung war es, die Forderungen der GRÜNEN (Kohleausstieg bis 2030 und das sofortige Abschalten von 20 Kohlemeiler) auf deren Umsetzbarkeit zu überprüfen. Ist der Ausstieg bis 2030 technisch überhaupt möglich oder gehen uns dann die Lichter aus? Nicht nur die Versorgungssicherheit stand in der Diskussion, sondern weitere Annahmen, die um den Kohleausstieg kursieren. Wird Deutschland abhängig von Putins Gas? Steigen die Strompreise mit dem Kohleausstieg ins Unermessliche? Hat der deutsche Kohleausstieg überhaupt einen Effekt auf die globalen Emissionen? Die Energieexpertin Dr. Amany von Oehsen vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) bot einen Einblick in diverse Studien zum Kohleausstieg, welche genau diese Fragen untersuchen und kommt zu interessanten Ergebnissen. So ist die Versorgungssicherheit beim Abschalten der 20 ältesten Braunkohlekraftwerke (etwa 8 GW) bis 2020 gewährleistet. Der Komplettausstieg bis 2030 ist ambitioniert und erfordert zusätzliche Anstrengungen wie den Neubau von Gaskraftwerken und Lastflexibilisierungsmaßnahmen.
Frau von Oehsen bot zum Abschluss einen Katalog von Handlungsmaßnahmen an die Politik. So sollten Gelder für den regionalen Strukturwandel bereitgestellt werden und ein verbindlicher Abschaltplan aufgestellt werden, der für Industrie und Energieversorger verlässliche Rahmenbedingungen schafft. Zudem ist es notwendig, über den Tellerrand des Stromsektors hinauszublicken und die Sektorkopplung im Blick zu behalten: Erdgas, welches durch eine gute Gebäudedämmung im Wärmesektor nicht mehr benötigt wird, kann in Kraftwerken zur Erzeugung von Strom eingesetzt werden.
Die GRÜNE Kreisvorsitzende Dr. Luitgard Nipp-Stolzenburg äußerte sich zuversichtlich: „Frau von Oehsen lieferte präzise Argumente und Zahlenmaterial gegen vage Behauptungen. Fazit: der Kohleausstieg ist machbar, aber man muss ihn klug managen und endlich die politischen Rahmenbedingungen setzen.“
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