Von 5. bis 7. September haben ich und andere Stadträt*innen mit dem OB und weiteren städtischen Vertreter*innen unserer Partnerstadt Cambridge einen Besuch abgestattet. Dort haben wir mit dem Bürgermeister der Stadt gesprochen und Technologiefirmen und -institutionen besichtigt.
Die Städtepartnerschaft zwischen Heidelberg und Cambridge existiert seit 1965 und drängte sich durch die vielen Gemeinsamkeiten fast schon auf. Von der Stadtgröße über die Beliebtheit als Tourismusziel bis hin zur renommierten Universität finden sich viele Parallelen. Leider hat der aktive Austausch in den letzten Jahren etwas abgenommen, was wohl überwiegend daran liegt, dass in Cambridge Gelder hierfür gekürzt wurden. Natürlich mussten sich unsere englischen Partner*innen Fragen zum Brexit gefallen lassen, was für sie umso schwieriger war, als Cambridge dagegen gestimmt hatte. Nichtsdestotrotz waren sich beide Seiten einig, dass der Kontakt wieder mehr aktiviert werden sollte und es Potential für eine Zusammenarbeit in einigen Bereichen gibt. Die Basis und die Strukturen passen und auch die Verwaltungen sind an einem engeren Austausch interessiert. Nun muss es beiden Kommunen erneut gelingen, die Bürger*innen stärker einzubinden, um der Partnerschaft wieder mehr Leben einzuhauchen.
Einiges ist in Cambridge anders strukturiert als in Heidelberg. Der städtische Haushalt ist deutlich kleiner, weil mehr Aufgaben, die bei uns in öffentlicher Hand sind, dort privatisiert sind. Zudem liegen viele Zuständigkeiten gar nicht bei der Stadt selbst, sondern beim County, also der Regionalverwaltung. Doch es gibt auch jede Menge Themen, die sowohl in Heidelberg als auch in Cambridge momentan die Agenda beherrschen. Beide Städte befinden sich auf dem Weg zur Smart City, das bedeutet, dass technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme der Kommune durch intelligente Vernetzung von Technologien gelöst oder zumindest gemindert werden.
Ein weiteres gemeinsames Thema ist der Verkehr. Allerdings ist Cambridge hier eindeutig weiter. Die Innenstadt ist bereits jetzt schon weitgehend autofrei. Und dort versucht man ganz im Sinne der Idee von Smart City das Verkehrsproblem mit vernetzter Technologie anzugehen. Die Stadtverwaltung entwickelt zusammen mit der Universität eine Plattform für Open Data. Die Ergebnisse sollen dann zur Verkehrs – und Stadtplanung genutzt werden. Außerdem arbeiten sie in Cambridge an einer App, die ÖPNV und MIV mit Realtime-Data kombiniert und mit der manin allen Systemen bezahlen kann. Weiterhin plant die Stadt Cambridge einen Tunnel, der ausschließlich mit autonom fahrenden Bussen befahren werden soll.
Cambridge ist wie Heidelberg ein Touristenmagnet. Und auch wenn unsere englische Partnerstadt nur von halb so vielen Touristen besucht wird wie Heidelberg, sind die Ziele die gleichen. Die Bestrebungen gehen hin zu mehr „Qualitätstourismus“, zu weniger Tagestouristen und zu mehr Übernachtungen. Auch der Umgang mit den vielen Reisebussen ist in Cambridge ebenso ein Thema wie bei uns in Heidelberg. Einen wesentlichen Unterschied gibt es aber: die städtische Tourismusfirma in Cambridge finanziert sich zu 95% über Einnahmen und über eine Art Mitgliedschaft von Unternehmen, die verschiedene Leistungspakete abrufen können. Davon ist Heidelberg Marketing zwar noch weit entfernt, doch das Beispiel Cambridge zeigt, dass eine solche Einnahmengenerierung generell möglich ist. Das kann ein Ansporn auch für Heidelberg sein.
Die Gemeindeordnung schreibt eine Karenzzeit vor Wahlen für die Beiträge der Fraktionen in den Amtsanzeigern vor. Deshalb erscheinen die „Stimmen aus dem Gemeinderat“ im Heidelberger Stadtblatt erst wieder nach der Bundestagswahl am 24. September 2017. Weil wir aber auch in der Zwischenzeit die Bürger*innen über das informieren wollen, was uns in der Grünen Fraktion umtreibt, werden wir Sie in der Zwischenzeit regelmäßig mit unserem „Stattblatt“ auf dem Laufenden halten.
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